Montag, 9. Februar 2015

Warum fällt der Ölpreis?

“Oil creates the illusion of a completely changed life, life without work, life for free. Oil is a resource that anaesthetizes thought, blurs vision, corrupts.” ― Ryszard Kapuściński

Jeder Autofahrer hat es sicherlich bemerkt, dass Tanken in den letzten Monaten viel günstiger geworden ist. Aktuell liegt der Benzinpreis (Super) bei circa 1,35/l. Ich kann mich gut erinnern, dass ich vor zwei Jahren 1,65 € für einen Liter Benzin bezahlt habe. Damals hatte ich mich beschwert und angefangen mit der Bahn zur Arbeit zu fahren („Analysieren Sie Ihre Ausgaben“).


Der Grund für das günstigere Benzin ist der fallende Ölpreis. Der Brent-Öl-Preis schwankte von 2011 bis 2013 zwischen 100 und 120 $. Seit Mitte 2014 ist ein starker Abstieg von 100 $ bis zur 50-Dollar-Marke zu beobachten. 50% weniger innerhalb von sechs Monaten!

Keiner hatte es vorhergesehen. Das war sehr überraschend für viele Ökonomen und Anleger.


Der Ölpreis beeinflusst vieles in der Wirtschaft. Die Auswirkungen eines niedrigen Ölpreises bringen viele Gelegenheiten für Anleger mit sich ("Gelegenheiten Geld zu schaffen"). Wie bei jedem wirtschaftlichen Ereignis wird es in diesem Fall auch Gewinner und Verlierer geben: Volkswirtschaften, Firmen, Aktienmärkte und natürlich Anleger.

Ich möchte ersteinmal verstehen, warum der Ölpreis gefallen ist. Danach möchte ich mir Gedanken darüber machen, wer die Verlierer und Gewinner des niedrigen Ölpreises sein können. Es gibt sicherlich genügend Studien darüber, die man im Internet nachlesen kann. Mit den entsprechenden Informationen kann ich dann entscheiden, ob ich meine langfristige Anlagestrategie ändern bzw. anpassen muss („Portfolio-Aktionsplanfür 2015“).

Warum fällt der Ölpreis plötzlich?


Viele wissen, dass die Produktion von Schieferöl in den USA in den letzten Jahren ziemlich gewachsen ist. Wobei Fracking in Deutschland noch in der Debatte steht, investieren amerikanische Firmen in den USA weiterhin in Schieferölproduktion und neue Technologien. Wie es aussieht, werden die USA demnächst wieder der größte Ölhersteller der Welt.


Das heißt, dass wir ein wachsendes Ölangebot auf dem Markt haben. Normalerweise haben die OPEC-Länder das Gesamtangebot immer angepasst und leicht knapp gehalten, weil sie von einem hohen Ölpreis profitieren. Die Produktion von Schieferöl wächst seit 2012. Dieses Wachstum wurde durch die zurückgehenden Ölproduktionen im Iran und in Libyen ausgeglichen. 2014 war dies aber anders. Während die Produktion in den USA weiter gewachsen ist, haben auch die OPEC-Länder die Produktion erhöht. Daraus hat sich ein Überangebot ergeben.

Ein anderer Faktor ist das schwache Wirtschaftswachstum in Europa und den Schwellenländern. Die Nachfrage nach Öl ist nicht genauso schnell gewachsen wie das Ölangebot auf dem Markt. Effizientere Motoren für Autos, besonders in den USA, haben diesen Faktor weiter unterstützt.
Öl wird auf der Weltmarkt in Dollar gehandelt. Der starke Dollar im Vergleich zu anderen Währungen hat die Situation für den Ölpreis verschlechtert.

Dazu gibt es ein paar Verschwörungstheorien. Eine davon ist, dass die USA und ihre Allierten in den Golfstaaten Russland und Putin bestrafen möchten. Die Politik Russlands in der Ukraine und in Syrien hat den USA und Saudi-Arabien sicherlich nicht gut gefallen. Eine andere Theorie ist, dass die OPEC-Länder den Ölpreis niedrig halten möchten, damit das Schieferölgeschäft nicht mehr profitabel ist. Unter 70-80 $ lohnt sich die Schieferölförderung in vielen Ölfeldern nicht mehr. Die Saudis können einen niedrigen Ölpreis verkraften. Die Schieferöl-Unternehmen aber, die für das Geschäft Kredite aufgenommen haben, haben mit niedrigen Preisen eventuell Schwierigkeiten.

Eigentlich erklären Angebot und Nachfrage alleine nicht, weshalb der Preis plötzlich um 50% gefallen ist. Dabei spielen sicherlich auch Spekulatoren eine Rolle, die den Preis noch weiter runter treiben, als er eigentlich sein sollte.

All diese Gründe resultieren in dem heute günstigsten Ölpreis seit 2009. Ich sehe die Sitaution persönlich ziemlich positiv für die Weltwirtschaft. Die Ölproduktion ist eigentlich fast ein Monopol. Die OPEC-Länder sitzen auf 81% der Ölreserven und 45% der Ölproduktion der Welt. Sie haben in den letzten Jahrzehnten quasi bestimmt, wie hoch der Ölpreis sein soll. Billionen wurden von den Industrieländern, die keine Ölreserven haben, an die OPEC-Länder gezahlt. Der Ölpreis hat Einfluss auf das Leben von jedem Mensch auf der Welt. Die Produktionskosten von vielen Lebensmitteln, Transportkosten, Heizkosten, Herstellungskosten von vielen Waren korrelieren direkt mit dem Ölpreis.

Besonders die armen Menschen in den Schwellenländern und in Afrika leiden unter dem hohen Ölpreis. Das Essen wird teurer und die Lebensstandards sinken. Das Geld, das viele OPEC-Länder am Öl verdienen, wird leider nicht immer für Verbesserung der Lebensstandards der Bürger in diesen Ländern eingesetzt. Viele Diktaturen werden dadurch stärker. Während eine kleine Anzahl von Menschen ein Superluxusleben führen, haben viele Menschen ein Leben in Armut und Schwierigkeiten.

Dank der Technologie ist die Welt bald nicht mehr abhängig von Öl aus den OPEC-Länder. Die Schieferöltechnologie wird immer besser. Neue und günstigere Fördermethoden werden das Ölangebot weiterhin erhöhen. Effizientere Autos, energiesparende Heizungen, alternative Energiequellen wie Sonne, Wind, Biogas und Atomkraft werden helfen, dass die Ölnachfrage nicht so schnell steigen wird wie das Angebot.

Endlich sehen wir die Macht der freien Wirtschaft und des freien Wettbewerbs. Billige Energie hat dem Wachstum des Wohls der Menschheit in der Geschichte immens geholfen.

Wie kann man nun als Anleger von billigem Ölpreis profitieren? Einige Optionen sind folgende:
  • Investieren in Öl (mit der Annahme, dass der Ölpreis in der Zukunft weiter steigen wird)
  • Investieren gegen die Länder, die unter dem niedrigem Ölpreis leiden (mit Hebelprodukten)
  • Investieren gegen die Ölkonzerne (mit Hebelprodukten)
  • Investieren in Firmen, die von billigem Öl profitieren
  • Investieren in Länder, die von billigem Öl profitieren

In meinem nächsten Artikel werde ich die Optionen analysieren und schauen, ob ich meine Anlagestrategie für 2015 dementsprechend anpassen muss.

Montag, 2. Februar 2015

Portfoliomanager auf Morningstar - Rendite berechnen

“War is ninety percent information.” - Napoleon Bonaparte
Nachdem ich dieses Jahr einen Artikel über die Performance meines Portfolios veröffentlicht habe, haben mir meine Leser sowie meine Freunde die folgende Frage gestellt: Welches Tool nutzt du zur Übersicht deines Gesamtvermögens und zur Berechnung der Rendite?

Ich habe hauptsächlich Aktien- und Anleihen-ETFs in meinem Portfolio. Mein Portfolio ist aber nicht vollständig bei einer Bank oder einem Broker, sondern verteilt auf mehrere Depots (Targobank, Ing-Diba und Comdirect). Deshalb ist es nicht einfach, alle Positionen meines Gesamtportfolios auf einen Blick zu sehen. In den USA gibt es mehrere Webseiten, die diesen Service anbieten. „Mint.com“ ist eine der Firmen, die das Leben der Amerikaner für das Tracking von Ausgaben („Buchhaltung für Anfänger“) und Portfoliomanagement sehr vereinfachen.

Leider konnte ich eine ähnliche Dienstleistung in Deutschland bis jetzt nicht finden. Deswegen benutze ich seit mehreren Jahren - sehr „old school“ - ein Notizbuch, um meine Ausgaben und Portfolioentwicklung monatlich zu tracken. Dazu habe ich noch, auch „old school“, ein selbstgebasteltes Excel-Sheet, in dem ich manuell die Werte eintrage. Das Excel-Sheet funktioniert für meine Zwecke ziemlich gut, weil man die Berechnungen mit ein paar Formeln vereinfachen kann. 

Bei einer Internetsuche habe ich ein paar kostenlose Excel-Sheets gefunden, die die Aktienkurse automatisch aus dem Internet aktualisieren. Sie waren aber entweder sehr kompliziert oder nicht flexibel genug. Wenn man die Dividendeneinnahmen und Steuern berücksichtigt, wird die genaue Renditeberechnung sehr schwierig.


Endlich habe ich etwas auf „morningstar.de“ gefunden, mit dem ich vernünftig arbeiten kann. Morningstar ist eine zuverlässige Quelle für unabhängige Investmentanalysen. Die dort zur Verfügung stehenden Informationen sind sehr hilfreich für alles Fonds- und Aktienanleger, vom unerfahrenen Anfänger bis hin zum anspruchsvollen Experten. Die Website beinhaltet kostenlose Informationen über die einzelnen Fonds und Aktien.

Das Tool heißt „Portfoliomanager“, es ist nach einer Anmeldung kostenlos. Man kann mehrere Portfolios erstellen, sich die Anteilpreise und Marktwerte auf einem Snapshot ansehen und mit einem Click detaillierte Informationen über die Fonds bekommen wie die Entwicklung des Fonds im Vergleich zu Benchmark-Indexen, Fondsvolumen, Gebühren, Rendite,  Zahlen für fundamentale Analyse, regionale Aufteilung, Sektorengewichtung, Top-Positionen, Anlagestil, usw.

Die Information, die ich auf morningstar. de bekomme, haben mir sehr geholfen, die richtigen ETFs für mein Portfolio auszuwählen. Für bestimmte ETFs und Fonds bietet Morningstar auch Analysen, damit unerfahrene Anleger die Fonds besser verstehen. Besonders die Kommentare über die Risiken und Kosten („Wie die Fondsgebühren die Rendite fressen“) sind für mich sehr hilfreich.

Das „Portfoliomanager“-Tool zeigt die Performance des Portfolios auf einem Chart, auf dem man sein Portfolio mit mehreren Benchmarks vergleichen kann. Man kann seine Gewinne und Verluste seit dem Kauf sehen und über die fundamentale Analyse einzelne Positionen auf einen Blick erfassen. Dazu gibt es noch ein X-Ray Tool, das den eigenen Anlagestil detailliert aufzeichnet. Wenn Sie mehrere Positionen in Ihrem Portfolio haben, können Sie den Überblick ziemlich schnell verlieren. Das „Portfoliomanager“- und „X-Ray“-Tool helfen Ihnen, diesen Überblick zurückzubekommen.

Ein Nachteil dieses Tools ist, dass das Tracking von Dividenden nicht einfach ist. Sie müssen die Dividenden manuell eintragen. Das ist für mich sehr viel Aufwand, weil ich jeden Monat vier bis sechs unterschiedliche Dividendeneinnahmen habe. Wenn ich sie nicht eintrage, zeigt das Tool meine Rendite geringer als sie tatsächlich ist. In diesem Fall greife ich zurück auf meine alte Excel-Tabelle.

Nichtsdestotrotz finde ich das Portfoliomanager-Tool auf morningstar.de extrem nützlich. Ich würde es meinen Lesern auf jeden Fall empfehlen.

P.S: Dieser Artikel ist nicht von morningstar.de gesponsort. Das Tool und die Anmeldung sind kostenlos.