Donnerstag, 26. November 2015

Risikobereitschaft und Erfolg

“Pearls don’t lie on the seashore. If you want one, you must dive for it.” - Chinese proverb

Warum sind manche Leute erfolgreicher als andere? Es gibt tausende von Bücher und Studien über die Faktoren, die zum Erfolg führen. In meinem letzten Artikel habe ich über die Beziehung zwischen Risiko und Rendite geschrieben. Der Sache „Risiken eingehen“ oder „Risikobereitschaft“ möchte ich in diesem Artikel nachgehen.

Bei den Geldanlagen sagt man oft, dass hohe Rendite mit hoher Risikobereitschaft verbunden ist. Gilt dieser Spruch nur für Geldanlagen? Gibt es eine Beziehung zwischen Risikobereitschaft und Erfolg?

Erfolg ist für mich nicht nur hohe Rendite mit meiner Geldanlage, sondern auch das Erreichen der Ziele und Resultate in meinem Leben. Oft ist Erfolg für die Menschen das Streben nach etwas, das man noch nicht hat. Risikobereitschaft ist für mich nicht nur Investieren in Aktien-ETFs, sondern auch Handeln, die eigene Komfortzone verlassen, die Bereitschaft, etwas zu tun, vor dem andere sich scheuen.

Zwei Junggesellen auf einer Party

David und Marco sind zwei Junggesellen, die an einem Freitag Abend zu einer Party gehen. Die beiden möchten an diesem Abend ein Mädchen kennenlernen, mit dem sie gerne eine Beziehung anfangen würden (Erfolg = Mädchen kennenlernen). Sie kennen noch niemanden auf dieser Party. Was ist der beste Weg, damit David und Marco ihr Ziel erreichen? Klar, Mädchen ansprechen.

Es ist einfacher gesagt als getan. David ist eigentlich sehr introvertiert und redet ungern mit Unbekannten. Er wird sehr nervös, wenn er sich einem hübschen Mädchen annähert. Wenn ein Mädchen ihn ablehnen würde (Risiko), würde er sich sehr wertlos fühlen. Das Gefühl möchte er nicht haben. Deshalb bleibt er lieber ruhig in seiner Ecke, hört die Musik, guckt die Leute an, aber spricht mit keinem unbekannten Mädel. Am Ende des Abends ist er kein Risiko eingegangen, hat dafür auch kein Mädchen kennengelernt. 

Marco ist auch schüchtern, möchte aber unbedingt eine Freundin haben. Er weiß, dass er eventuell abgelehnt wird, wenn er ein Mädchen anspricht. Er hat aber keine andere Möglichkeit. Also trinkt er ein paar Kölsch und spricht während des Abends mehrere Mädels an. Nach einem erfolglosen Start wird er lockerer und selbstbewusster. Es war doch nicht so schlimm, wie er gedacht hat. Die unbekannten Leute beißen nicht. Das Verlassen seiner Komfortzone lohnt sich, als er in der Mitte des Abends die nette Julia kennenlernt. Ein paar Wochen später sind Marco und Julia ein Paar.


Was ist der Unterschied zwischen David und Marco? Wer ist erfolgreicher? Wer von ihnen wird mit seiner Einstellung seine Ziele im Leben einfacher erreichen?

Warum sind Unternehmer reicher?

Der Erfolg liegt am Ende des wenig befahrenen Wegs. Die meisten Menschen nehmen aber normalerweise den sicheren Weg. Angst von Ablehnung, Angst von Versagen und Angst von Erfolg sind einige Gründe, warum die meisten Menschen ihren sicheren Weg nicht verlassen möchten.


Die Beziehung zwischen Risiko und Rendite zeigt sich auch, wenn die Menschen den sicheren Weg nehmen. Warum verdient ein Unternehmer mehr als ein Angestellter? Warum muss ein Arbeitnehmer zwischen einen sicheren Job und einem hohen Gehalt wählen? Warum verdient man in provisionsbasierten Berufen mehr als in Berufen mit festem Lohn?

Eine Antwort auf diese Fragen ist die Risikobereitschaft und die Anzahl der Leute, die das Risiko eingehen. Es ist genauso bei Geldanlagen: wer die Risikobereitschaft mitbringt, muss im Durchschnitt mehr verdienen als derjenige, der den sicheren Weg nimmt. Wer Risiken eingeht, kann natürlich möglicherweise scheitern. Die Risikobereitschaft muss aber irgendwie belohnt werden. Sonst würde es keiner machen.

Andersherum wird die Belohnung für den sicheren Weg (sichere Arbeit) niedriger sein. Sonst würden alle Menschen sichere und lukrative Berufe ausüben wollen. In einer funktionierenden Marktwirtschaft herrschen diese Regeln. Wenn diese gestört wird, endet es meist unglücklich für die Menschen (ein Beispiel: alle Beamten in Griechenland verdienen sehr viel und haben sehr hohe Pensionsansprüche. Beamte werden war der beste Karriereweg).

Circa 90% der Gründungen in den USA scheitern innerhalb von fünf Jahren. Die überlebenden Firmen aber schaffen Wertschöpfung und bringen den Gründern Reichtum. Schauen Sie sich mal die reichsten Menschen der Welt und von Deutschland an. Welche von denen sind Arbeitnehmer und haben eine Festanstellung?

Risikobereitschaft bei Geldanlagen

Es ist mir sehr wichtig, dass meine Leser die Beziehung zwischen Risiko und Rendite bei Geldanlagen verstehen. Mit diesem Wissen sind Sie im Leben einen Schritt weiter. Sie werden keinem Verkäufer glauben, wenn er Ihnen eine sichere Geldanlage mit hoher Rendite verspricht (Hallo, sogenannte Bankberater!). Sie werden auch in Ihrem Leben einige Risiken eingehen müssen, wenn Sie erfolgreicher sein möchten.

Also sprechen Sie das Mädchen an, schreiben Sie die Bewerbung, gründen Sie nebenberuflich Ihre Firma, probieren Sie das neue Hobby, legen Sie einen Teil Ihres Geldes in Aktien-ETFs an und verlassen Sie Ihre Komfortzone.

Dienstag, 17. November 2015

Die Beziehung zwischen Risiko und Rendite

"How many millionaires do you know who have become wealthy by investing in savings accounts? I rest my case." - Robert G. Allen
Wenn ein Anleger die richtigen Entscheidungen für seine Geldanlage treffen möchte, muss er unbedingt verstehen, wie die Beziehung zwischen Risiko und Rendite funktioniert. Ich habe den Eindruck, dass viele unerfahrene Anleger und Sparer nicht wissen, warum es höhere Renditen (Überrendite) überhaupt gibt.

Folgender Grundsatz gilt in der Finanzwelt: Ohne Risiko gibt es keine hohe Renditen. Das sogennante „Magische Dreick der Vermögensanlage“ wird oft in der Finanzberatung eingesetzt. Eine Überrendite ist einfach die Belohnung für die Bereitschaft, höhere Risiken einzugehen.
Ich möchte ein Beispiel aus dem alltäglichen Leben geben.

Fall #1: Sie haben zwei Schulfreunde, Paul und Olaf, die sich von Ihnen Geld ausleihen möchten. Paul ist Arzt und Familienvater, er wohnt fünf Minuten entfernt von Ihnen. Sie kennen seine Eltern auch, die auch in Ihrer Gemeinde wohnen. Paul braucht 10.000 € für die dringende Reparatur seines Dienstwagens und verspricht, das Geld innerhalb von einem Jahr zurückzuzahlen.

Olaf ist Junggeselle und zur Zeit arbeitslos. Sie sind mit ihm nicht mehr eng befreundet, weil er sein Studium abgebrochen und viele Jahre die Welt bereist hat. Olaf braucht 10.000 € für seine Unternehmensgründung und verspricht, das Geld innerhalb von einem Jahr zurückzuzahlen.

Beide haben sich bereit erklärt, Ihnen den Tageszinssatz von 1% als Entschädigung zu zahlen. Würden Sie lieber Paul oder Olaf Ihr Geld ausleihen?  


Jeder rationale Mensch mit Verstand würde in diesem Fall Paul bevorzugen. Der Grund ist einfach das Ausfallrisiko. Wenn man Olaf mit Paul vergleicht, fällt die Entscheidung leicht. Das Risiko, dass man sein Geld nicht zurückbekommt, ist bei Olaf viel höher als bei Paul. Für die gleiche Rendite von 1% wählt der Anleger die Variante mit dem niedrigeren Risiko.

Fall #2: In diesem Beispiel gehe ich bei Olaf ins Detail. Olaf war immer ein bisschen abenteuerlustig. Er war aber ein sehr schlauer Junge und macht heutzutage einen sehr soliden Eindruck. Er hat Ihnen von seinen Plänen von der Unternehmensgründung erzählt. Es klingt immer noch riskant, es gibt es aber eine gute Chance, dass er erfolgreich sein wird. Dazu hat er Ihnen versprochen, 10% Zinsen als Entschädigung zu zahlen.


Es wird interessanter. Beide Optionen (Paul oder Olaf) sind akzeptabel, jedoch mit unterschiedlichen Risiken und erwartete Renditen verbunden. Der Fall #2 stellt die Hauptbotschaft dieses Artikels dar. Rendite ist mit Risiko verbunden. Wo es Risiko gibt, verlangt ein Anleger hohe Renditen. Wo es Sicherheit gibt, bietet der Schuldner oder die Finanzindustrie niedrige Renditen an. Risikofreie hohe Renditen gibt es aus einem einfachen logischen Grund nicht. Das möchte ich kurz erklären.

Wenn Paul (niedriges Ausfallrisiko) 10% Zinsen anbieten würde, würden alle seine Freunde in der Schlange warten, um ihm Geld auszuleihen. Deshalb hat er die Möglichkeit, niedrigere Zinsen anzubieten. Das tut er, wenn er nicht dumm ist.

Wenn Olaf (hohes Ausfallrisiko) 1% Zinsen anbieten würde, würde keiner ihm Geld ausleihen. 1% Zinsen bekommt man schon bei Paul mit niedrigerem Risiko. Deshalb muss Olaf die Zinsen bei seinem Angebot solange erhöhen, bis jemand bereit ist, das Risiko einzugehen und ihm das Geld zu leihen.

Für den Anleger ist die hohe Rendite eine Belohnung („risk premium“), weil er bestimmte Risiken eingeht. Es kann natürlich schief gehen und der Anleger kann Verluste machen. Die erwartete Rendite bei einer riskanten Geldanlage muss aber im Prinzip höher sein als bei einer sicheren Geldanlage. Der risikoscheue Anleger soll dagegen den Preis für Sicherheit bezahlen und sich mit niedrigeren Renditen zufriedenstellen.

Es ist sehr wichtig für jeden Anleger, diese Beziehung zwischen Risiko und Rendite zu verstehen.
Lasst uns zurückgehen zu Fall #2. Würden Sie jetzt Paul oder Olaf das Geld ausleihen? Oder gleichzeitig beiden? Oder Paul 7.000 € und Olaf nur 3.000 €? Ähnliche Fragen werden Sie sich bei der Gestaltung Ihres Portfolios stellen müssen. Wie risikobereit sind Sie? Können Sie Verluste gut aussetzen? Können Sie mit einem riskanten Portfolio gut schlafen? Wie wichtig ist hohe Rendite für Sie?


Dienstag, 10. November 2015

Eine Dienstreise, ein Baby und das Rathaus

Was ist los mit dem goldenen Adler? Er schreibt keine Artikel mehr.

Meine regelmäßigen Leser stellen sich diese Frage (zu Recht). Ich möchte daher ein kurzes Update über mich und meine aktuelle Lebenssituation geben. Die letzten drei Monaten waren ziemlich spannend, weil berufliche und familiäre Aufgaben mein Leben stark bestimmt haben.

Eine aufschlussreiche Dienstreise nach Istanbul

Ende August war ich auf einer Dienstreise in Istanbul, wo ich täglich mehr als 13 Stunden arbeiten musste. Grund dafür war ein wichtiges Projekt, das viel Kraft und Leistung von meinem ganzen Projektteam erforderte. Das Arbeitsschutzgesetz gilt in der Türkei nicht und da arbeiten viele Leute interessanterweise genauso viel. Von Produktivität will ich nicht viel erzählen, weil es nicht viel zu berichten gibt. Zusammengerechnet mit der Zeit, die man unterwegs (teilweise im Stau) verbringt, bestand mein Leben aus Arbeit und Schlafen im Hotel. Eine Woche lang war ich sogar auf Nachtschicht, was meinen Tagesrhythmus durcheinander gebracht hat. Meine Familie und Verwandten konnte ich nur kurz an einem freien Sonntag sehen.

Ich habe zwei wichtige Erkentnisse bei dieser Reise gewonnen. Die erste ist, dass wir in Deutschland ziemlich vorteilhafte Arbeitsverhältnisse haben. Trotz aller Beschwerden über hohe Steuern, niedrige Löhne und 40-Stunden-Woche haben die Arbeitnehmer in Deutschland ein relativ gutes Leben, wenn man nach unten schaut. Es gibt Schlimmeres und wahrscheinlich sind viele Länder in diesem Punkt noch schlimmer als die Türkei. Ich habe für mich festgestellt, dass ich mehr Dankbarkeit in meinem Leben brauche. 

Meine zweite Erkenntnis ist folgende: Es ist mir noch einmal bewusst geworden, dass finanzielle Freiheit ein sehr wichtiges Ziel in meinem Leben ist. Meine Vollzeitarbeitstelle macht mir heute trotz allem schon Spaß. Mit 33 habe ich noch die Energie, sechs Tage lang dreizehn Stunden auf Nachtschicht zu arbeiten. Das hat aber seinen Preis. Die fehlende Zeit, die man mit seiner Familie verbringen könnte. Unregelmäßige und oft schlechte Ernährung. Schlechter Schlaf, damit keine richtige Erholung. Sport und Hobbies möchte ich gar nicht erwähnen. Über dieses Hamsterrad-Leben wird mittlerweile oft berichtet. Die Antwort, die ich in diesem Blog suche, ist, wie man aus diesem Hamsterrad rauskommt? Ich muss aber zugestehen, dass es bei mir oft reichen würde, nur in der 40-Stunden-Woche zu arbeiten. Das ändert aber die Tatsache nicht, dass ich noch nicht finanziell frei bin.

Zum zweiten Mal Papa

Das größere Ereignis Anfang September war, dass mein Sohn Robin auf die Welt gekommen ist. Ich bin zum zweiten Mal der stolze Papa. Es war wirklich eine sehr schöne Zeit, nach der Geburt Urlaub zu nehmen und zu Hause mit der Familie Zeit zu verbringen. Wenn man einmal Kinder und Familie hat, sieht man die Welt anders. Die Prioritäten ändern sich. Man merkt, wie schnell die Zeit vergeht, wenn das Baby innerhalb von 2-3 Tagen schnell wächst. Man möchte von dieser frühen Kindheit nichts verpassen.

Ich habe jetzt mehr Verantwortungen im Leben als vorher und dennoch hat mein Tag immer noch 24 Stunden. Prioritäten richtig zu setzen und sich auf die wesentlichen Dinge im Leben zu konzentrieren ist jetzt wichtiger als vorher. Das sehe ich als eine große Herausforderung und als eine gute Gelegenheit. Persönliche Produktivität ist nicht mehr nur ein „SOLL“, sondern ein „MUSS“.
Ich gehe davon aus, dass meine beiden Kinder noch mindestens 18 Jahre bei uns leben werden. Ich möchte ungern die nächsten 18 Jahre, 220 Tage pro Jahr, hauptsächlich tagsüber weg von meiner Familie auf der Arbeit verbringen. Ich denke, ich nehme 2016 erstmal Elternzeit.


Der goldene Adler fliegt jetzt zu zweit

Drei Wochen nach Geburt von meinem Sohn kamen meine Eltern aus der Türkei zu Besuch. Sie wollten natürlich ihren Enkel sehen und für einen besonderen Anlass für drei Wochen in Köln bleiben. Der besondere Anlass: unsere Hochzeit. Im kleinen Kreis mit unseren Familien haben wir am 30.Oktober unsere Hochzeit gefeiert. Ich bin jetzt nicht nur zum zweiten Mal Papa, sondern auch Ehemann. Die Eheschließung hat in unserem Leben nichts großartig geändert (noch), weil wir seit langem zusammenwohnen und praktisch schon eine Familie gewesen sind. Vielleicht macht es Sinn, die Steuerklasse zu ändern. Zeit um einige Formulare auszufüllen. 


Die letzten Wochen waren sehr schöne Zeiten und werden mir immer in Erinnerung bleiben. Es waren ereignissvolle Wochen, die eigentlich sehr schnell vergangen sind. Während dieser Zeit musste ich mit meinem Finanzblogger-Hobby eine Pause einlegen. Jetzt kann ich aber sagen: „Der goldene Adler is back“.