"The most important measure to reduce the state's oil and gas price risk" is to put its petroleum revenues into the oil fund and thus into "diversified financial investments globally".- Siv Jensen, Norway's finance minister
Norwegen ist ein Land,
das sehr reich an Naturschätzen ist. Die Öl- und Gasreserven in der Nordsee
machen 50% der Exporte und mehr als 20% des Bruttoinlandsproduktes des Landes
aus. Norwegen ist der neuntgrößter Ölexporteur und drittgrößte Gasexporteur der
Welt. Solche Rohstoffquellen zu haben ist zugleich ein großes Glück und Pech
für ein Land. Es gibt viele Länder auf der Welt, die trotz reichlicher
Öleinnahmen ein geringes Bruttoinlandsprodukt pro Kopf haben. Bekannte Beispiele
sind der Iran, der Irak, Nigeria, Angola,
Venezuela und Kazachstan.
Es gibt mehrere Gründe
für diesen wirtschaftlichen Zustand. Einer davon ist natürlich die Korruption
in diesen Ländern und der Fakt, dass die Öleinnahmen an kleine Interessengruppen
wie Königsfamilie oder Oligarchen fließen. Das führt dazu, dass diese Einnahmen
einfach verschwendet werden. Ein anderes Risiko für Länder mit hohen
Rohstoffexporten ist die sogenannte holländische Krankheit.
Die holländische
Krankheit wurde zuerst in den Sechziger Jahren in den Niederlanden beobachtet,
nachdem dort Erdgasvorkommen entdeckt worden waren. Die hohen Exporte haben zu Außenhandelsüberschüssen
geführt, was eine Aufwertung der Währung des Landes verursacht hatte. Dadurch
wurden die anderen Güter des Landes teurer, was die Exporte dieser Güter vermindert
hat. Das hatte schwere Folgen für die betroffenen Industrien, was der Grund für
grundsätzliche ökonomische Probleme wie z. B. Arbeitslosigkeit war. Das war der
Fluch der Rohstoffe.
Norwegen macht es ganz
anders. Der größte Teil der Öl- und Gasindustrie wurde von den Staatskonzernen
betrieben. Was der norwegische Staat mit den Einnahmen macht, ist das
eigentlich Interessante. Diese Einnahmen gehen in den staatlichen Pensionsfonds
und in der Regel werden nicht mehr als 4% der Einnahmen ausgegeben. Die
Norweger geben ihr Geld nicht verschwenderisch aus, sondern sparen es für den Vermögensaufbau.
Das verwaltete Vermögen
des norwegische Staatsfonds bemisst sich auf circa 880 Mrd. Dollar, damit ist
es der weltgrößte Staatsfonds. Sehr bemerkenswert ist auch, was die Norweger
mit diesem Vermögen machen. Sie kaufen hauptsächlich Aktien. Das Portfolio
enthält mehr als 60% Aktien und circa 40% Anleihen und Immobilien (Quelle: Norwegisches Finanzministerium). Nach der Finanzkrise 2008 wurde sogar der
Aktienanteil von 40% auf 60% erhöht. Die fallenden Zinsen und günstigen
Aktienpreise waren der Hauptgrund dafür. Dieses Konzept war sehr erfolgreich
und die Norweger haben vom Bullenmarkt der letzten Jahren stark profitiert.
Ich denke, wir können von
den Norweger lernen, wie man mit seinen Einnahmen und seinem Vermögen umgehen
kann. Ich sehe den norwegischen Staat als eine junge, bewusste Person mit einem
guten Einkommen. Diese Person lebt sparsam und baut ihr Vermögen auf. Sie ist
auch risikobereit und erwartet eine hohe Rendite von ihrem Vermögen. Die
Norweger wissen, dass die Öl- und Gaseinnahmen nicht unendlich sind. Sie
bereiten sich auf die Wintertage vor, wie in der Fabel „Die Grille und die
Ameise“. Sie denken langfristig und möchten ihren zukünftigen Generationen eine
finanziell sichere Zukunft bieten.
Wir können von den Norwegern noch etwas lernen, und zwar,
wie man sein Vermögen genau anlegt. Erstens ist das Vermögen diversifiziert
angelegt. Die Aktien und Anleihen sind verteilt auf Europa, Vereinigte Staaten,
Asien-Pazifik und Schwellenländer („Diversifikation Ihres Portfolios - Regionen“).
Zweitens wird das Geld an mit minimalen Kosten angelegt. Die jährliche Kosten
belaufen sich auf zwischen 0,07% und 0,09%.
Die Norweger sind
risikobereit, weil sie ihr Geld langfristig angelegt haben („Ab wann sind Aktien eine sinnvolle Geldanlage“). Das ist der Grund, warum sie sich einen
hohen Aktienanteil leisten können. Sie haben noch Ölreserven und brauchen das
Vermögen noch nicht. Voraussichtlich wird das Gesamtvermögen im Jahr 2020 mehr
als ein Billion Dollar betragen.
Als Privatanleger können
Sie dasselbe machen, was die Norweger mit ihrem Staatsfonds machen. Sparen Sie
einen Teil Ihres Nettoeinkommens ("Bezahle Dich selbst zuerst") und legen Sie das Geld
an. Bauen Sie Ihr Portfolio mit Aktien-ETFs aus verschiedenen Regionen auf („Lege nicht alle Eier in einen Korb“). Seien Sie vorsichtig mit den Fondsgebühren und
Beraterkosten („Wie die Fondsgebühren die Rendite fressen“).
Zitat: "Voraussichtlich wird das Gesamtvermögen im Jahr 2020 mehr als ein Billion Dollar betragen. Als Privatanleger können Sie dasselbe machen..."
AntwortenLöschenDann mach' ich das mal so. Und melde mich dann im Jahre 2020 wieder. Mal sehen, ob das klappt. Öl-Reserven habe ich auch noch (sogar diversifiziert: Olivenöl und Heizöl).
Okay - Spaß beiseite! Danke für diesen wirklich sehr interessanten Beitrag. Die Details habe ich so nicht gekannt.
Aber abgesehen von diesen finanziellen Feinheiten halte ich Norwegen insgesamt für ein Land, dass sich viele als Vorbild nehmen könnten. Nicht umsonst landet Norwegen auf der Wohlstands-Skala immer ganz oben.
Wobei mit "Wohlstand" nicht nur das Einkommen gemeint ist, sondern Dinge wie Bildung, Gesundheitssystem, Soziales Netz, Arbeitslosigkeit etc. mit einfließen.
Und so finde ich Deinen Vergleich mit der "jungen, bewussten Person mit einem guten Einkommen" sehr passend. Genau so empfinde ich Norwegen auch.
Gruß, Der Privatier
Das Problem, das ich sehe, wenn der Staat Investor zugunsten seiner Bürger wird, ist, dass er damit die Lethargie der Bevölkerung fördert. Warum soll sich ein Norweger noch anstrengen, wenn er sich auf die weltweiten Beteiligungen des Pensionsfonds verlassen kann, die für eine sichere Rente sorgen?
AntwortenLöschenWer anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein. Auf diesen Weg ist Norwegen. Besser wäre es, einen großen Teil des Geldes der Bevölkerung zu geben, sodass sie sich genötigt sieht, selber nachzudenken, sich zu bilden, zu investieren, sich anzustrengen. Die, die sich anstrengen, würden belohnt. Die, die sich stattdessen lieber besaufen, würden aussortiert.
Ölpreis in diesem Jahr ist instabil, und vielleicht wird nicht stabil weiter. Auf den Markt kommen neue Spieler. Die östlichen Länder, mit seiner Billigen öl.
AntwortenLöschenDas ist schon äußerst bemerkenswert, wie es der Fonds geschafft hat, trotz des hohen Aktienanteils die Bärenmärkte +- völlig unbeschadet zu überstehen. 2001-2003: nix 2008/2009: nix Aug2011: nix
AntwortenLöschenDas spricht wirklich für ein exzellentes Management. Kann man sich da als Privatperson irgendwie dranhängen?
und wir legen uns mit Wladimir an..... der auf den grössten Rohstoffreserven der Welt sitzt....nur um dem Diktat aus Amerika Rechnung zu tragen.... unglaublich einfach unglaublich, als ob die uns was schenken werden....
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