Montag, 22. September 2014

Rentenformel einfach erklärt

“As far as your personal goals are and what you actually want to do with your life, it should never have to do with the government. You should never depend on the government for your retirement, your financial security, for anything. If you do, you're screwed.“ - Drew Carey
Ich habe viele Freunde und Bekannte, die zwischen 25 und 50 Jahre alt sind. Sie sind körperlich fit, mögen ihren Beruf und sind für ihre Arbeit motiviert. Viele davon möchten bis zur Regelaltersgrenze von 67 arbeiten („Rentner mit 67 Jahren“).Ich kenne aber auch einige Leute über 45, die ihre Leidenschaft für ihren Job verloren haben. Diese Leute zählen die verbleibenden Tage bis zur Rente und versuchen irgendwie ein Angebot für Frührente zu bekommen.

Was mich wundert ist, dass die beiden Gruppen nich genau wissen, wie viel Rente sie bekommen werden. Das Wissen, das sie von Freunden und Bekannten haben, ist meistens inkorrekt und irreführend. Es ist in den meisten Fällen viel zu spät, wenn man die Rentenhöhe erst zwei Jahre vor dem Renteneinritt erfährt. Ich versuche in diesem Artikel, die Rentenformel so einfach wie möglich zu erklären. 

Die Rentenformel lautet mathematisch:


Rente (monatlich) = Entgeltpunkte  x (aktueller Rentenwert) x Zugangsfaktor x Rentenartfaktor

Der Zugangsfaktor und der Rentenartfaktor werden für Frühverrentung und Sonderfälle wie Witwenrente benötigt. Sonst werden die in meisten Fällen mit dem Faktor 1,0 berechnet. Für meine vereinfachte Berechnung werde ich für diese beiden Faktoren 1,0 nehmen. Der vereinfachte Formel lautet dann:

Rente (monatlich) = Entgeltpunkte x (aktueller Rentenwert)

Um Ihre eigene Rente zu berechnen, brauchen Sie einen Taschenrechner und die folgenden drei Kennzahlen:
  1. Arbeitsjahre: Das ist einfach: 67 minus das Alter, in dem Sie angefangen haben zu arbeiten
  2. 34.071 EUR: Das ist das durschschnittliche Bruttoentgelt im Jahr 2013. Dividieren Sie Ihr Jahresbrutto durch diese Zahl.
  3. 28,61 EUR: Das ist der aktuelle Rentenwert im Jahr 2014 in Westdeutschland.

Kurz zusammengefasst bekommen Sie einen Punkt für jedes Jahr, wenn Sie durchschnittlich verdienen. 28,61 EUR mal Ihre Gesamtpunkte ergibt Ihre monatliche Rente.
  • Beispiel 1: Frauke, Bürokauffrau, Jahresbrutto 34.071 EUR, arbeitet, seitdem sie 20 Jahre alt ist. Rente = (34.071 € / 34.071 €) x (67 – 20) x 28,61 € = 1.345 EUR
  • Beispiel 2: Christian, Unternehmensberater, Jahresbrutto 68.142 EUR, arbeitet, seitdem er 28 Jahre alt ist. Rente = (68.142 € / 34.071 €) x (67 – 28) x 28,61 € = 2.232 EUR
  • Beispiel 3: Britta, Floristin, Jahresbrutto 22.800 EUR, arbeitet, seitdem sie 17 Jahre alt ist. Rente = (22.800 € / 34.071 €) x (67 – 17) x 28,61 €  = 957 EUR

Mit dieser einfacher Methode können Sie ungefähr berechnen, wie hoch Ihre eigene Rente sein wird (heutiger Wert). Natürlich läuft die exakte Berechnung anders. Ihre Gehaltsentwicklung und das historische und zukünftige Bruttoentgelt in Deutschland bestimmen Ihre Entgeltpunkte (Historische Werte können Sie auf Wikipedia nachlesen). Im späteren Berufsleben sammelt man aufgrund des mit Erfahrung und Tarifstufen steigenden Gehalts mehr Punkte als am Anfang.

In Ostdeutschland beträgt der Rentenwert 26,39 EUR statt 28,61 EUR. Laut Angela Merkel wird der Wert dem Westwert bis 2020 angeglichen. Für die Berechnung der Frührente müssen Sie den Zugangsfaktor in die Berechnung einbeziehen.

Diese Berechnung ist für Leute, die heute in die Rente eintreten. Extrem wichtig für jeden Arbeitnehmer ist, wie sich einerseits die Rentenhöhe in Zukunft entwickelt und wie teuer andererseits das Leben aufgrund von Inflation werden wird („Lebensmittelpreise und Inflation in Deutschland“). Die Renteninformation, die mittlerweile jährlich verschickt wird, enthält eine Berechnung Ihrer künftigen Rente ohne  Berücksichtigung von Rentenanpassungen. Aufgeführt werden lediglich Beispielsrechnungen mit einer jährlich Anpassungen des Rentenwerts von 1% und 2%, dass eine entsprechende Erhöhung tatsächlich stattfinden wird, ist unsicher.

In meinem nächsten Artikel werde ich die Höhe der Rentenanpassungen in de letzten Jahren in Vergleich zu Inflationsrate darstellen. Mit dieser Information können wir eine Prognose machen, wie hoch die Anpassungen in der Zukunft sein könnten.

1 Kommentar:

  1. Und hier eine noch viel einfachere Formel für die Berechnung der Netto-Rente in 30 Jahren:

    angebliche Brutto-Rente aus der "Renteninformation" abzüglich 30% für Steuern und Sozialabgaben abzüglich 60% für Inflation (bei vorsichtigen 2% pro Jahr).

    Die "Renteninformation" enthält einen Phantasiebetrag, der in den nächsten 30 Jahren durch diverse staatliche Eingriffe, Inflation, Steuern & Sozialabgaben so weit entwertet und verkleinert wird, dass man darauf verzichten kann. Entsprechend plane ich nach inzwischen fast 25 Jahren Einzahlung einfach mal mit einer staatlichen Rente von NULL. Das schützt mich vor Enttäuschungen und lässt mich Frechheiten wie die Rente mit 63 oder die Mütterrente leichter ertragen.

    In der "Renteninformation" werden Steuern und Sozialabgaben immerhin irgendwo im Kleingedruckten kurz erwähnt, aber nie in die Modellrechnungen einbezogen. In Ihrem Artikel taucht das Thema gleich mal gar nicht auf.

    Die Unkenntnis Ihrer Freunde über ihre "genaue" künftige Rente kann ich gut verstehen. Ihre Verwunderung über die Unkenntnis eher weniger.

    Beste Grüße
    Ulrich

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