Donnerstag, 21. Mai 2015

Was sind die Investment-Geheimnisse der Profis?

“The only thing I’m absolutely 100% sure of is that the lower the fee I pay to the purveyor of the investment service, the more there is going to be for me. And that’s why index funds work.” – Burton Malkiel

“Was sind die Investment-Geheimnisse der Profis?” Es wird in vielen Finanzzeitschriften und Büchern versucht, diese Frage zu beantworten. Burton Malkiel, US-amerikanischer Ökonom und Autor von “A Random Walk Down Wall Street” hat auf quora.com eine sehr gute Antwort auf diese Frage gegeben. Ich möchte einige wichtige dieser Antwort hier für die deutschen Anleger zusammenfassen und mit meinen Auffassungen erweitern. 

Seine Antwort lautet: „Es gibt keine Geheimnisse. Fokussieren Sie sich auf das, was Sie beeinflussen können und denken Sie langfristig“.


Die Anleger haben keinen Einfluss darauf, ob die Finanzmärkte nach oben oder unten gehen. Sie haben keinen Einfluss auf die Weltwirtschaft, Politik oder Steuern. Sie haben auch keinen Einfluss auf das Wetter. Sie haben aber Einfluss auf die Gebühren, die Asset-Allocation und Risikostreuung, Ihre Geduld und Ihre Anlagestrategie (Halten Sie sich an den Plan).

Ordergebühren

Viele Anleger denken leider kurzfristig. Sie machen unnötige Trades (Käufe und Verkäufe) in der Hoffnung, viel Geld in kurzer Zeit zu verdienen. Viele von diesen Anlegern (oder Spekulanten) sind nicht erfolgreich, wenn es darum geht, eine höhere Rendite als der Markt zu erzielen. Die Ordergebühren spielen hier eine wichtige Rolle, da sie die erwartete Rendite reduzieren. Selbst wenn Sie ein paar Prozentpunkte mehr erzielen können, wird dies durch die Ordergebühren aufgefressen. Die Ordergebühren bei den Direktbanken liegen heutzutage bei 0,25% vom Kurswert pro Order (minimum 10 € pro Order). Wenn Sie bei Ihrer Bank mehr bezahlen, machen Sie sich Gedanken. Ein Depotwechsel macht vielleicht in Ihrem Fall Sinn. Sie haben Einfluss auf diese Gebühren!  

Depotgebühren

Manche Banken berechnen Depotgebühren, damit Sie Ihre Wertpapiere dort deponieren dürfen. Ich habe Depots bei Targobank, Comdirect und Ing-Diba. Bei diesen und vielen anderen Banken ist die Depotführung kostenlos. Bei den Sparkassen und der Deutschen Bank ist dies nicht der Fall.

Fondsgebühren

Fondsgebühren sind eines meiner Lieblingsthemen bei Geldanlagen und Altersvorsorge („Wie die Fondsgebühren die Rendite fressen“). Millionen von Anlegern besitzen zur Zeit teure Produkte, die Ihr Vermögenswachstum bremsen. Aktienfonds, Dachfonds, Mischfonds, Riester-Rente und Lebensversicherungen sind einige Beispiele hierzu. Verkäufer mit dem schönen Namen „Finanzberater“ haben den Deutschen in den letzten Jahrzehnten Produkte verkauft, die nicht zum Vorteil der Verbraucher dienen. Zunächst wird bei Erwerb des Fonds ein Ausgabeaufschlag von 4% fällig. Die Verwaltungsgebühr von 1,5% wird dazu jährlich kassiert. Irgendjemand wird bei diesem Geschäft ziemlich reich und diese Person ist nicht „der Anleger“.

Sie haben Einfluss auf die Wahl Ihrer Wertpapiere und Fonds. Suchen Sie sich Geldanlagen, die sehr niedrige Kosten haben. Das ist der Hauptgrund, warum ich hauptsächlich in ETFs investiere („Aktien-ETFs als Geldanlage“).

Asset-Allocation und Risikostreuung

Diversifikation ist Ihre bester Freund, wenn es darum geht, Ihr Risiko zu reduzieren ("Lege nicht alle Eier in einen Korb"). Sie müssen Ihr Risiko reduzieren, um für Ihre Geldanlage einen Schutz für Krisenzeiten zu haben. Risikostreuung heißt nicht, dass Ihre Geldanlage in einem Jahr nicht in negative Zahlen abrutscht. Die Größe dieser Zahlen wird aber geringer, wenn Sie Ihr Geld in verschiedenen Wertpapierarten (Aktien, Anleihen, usw) und Regionen (USA, Europe, Schwellenländer, Japan, Pazifik, usw) angelegt haben. Sie können sich mein Portfolio als Beispiel hierzu anschauen („Mein ETF-Portfolio:Performance Details im Jahr 2014“).

Die globale Wirtschaft und die Bewegung der Aktienmärkte sind nicht in Ihrem Einflussbereich. Wie Sie Ihr Geld anlegen, unterliegt aber völlig Ihrer Kontrolle.

Geduldig sein und sich an den Plan halten

Dies ist der psychologische Aspekt vom Investieren. Es ist die vielleicht größte Herausforderung, die dem Anleger begegnet. Sie müssen einen Plan haben, geduldig sein und sich an diesen Plan halten.
Lassen Sie uns sagen, dass Sie Ihr Geld für die nächsten 10 Jahre anlegen möchten. Dafür haben Sie sich für ein balanziertes Portfolio (60% Aktien, 40 % Anleihen) entschieden. Was würden Sie tun, wenn die Aktienkurse weltweit um 30% sinken würden? Oder wenn sie um 40% steigen würden? Wenn Euphorie oder Panik an den Finanzmärkten herschen, ist sehr schwierig, sich an den Plan zu halten.

Die logische Antwort ist: mehr Aktien kaufen, wenn die Aktienkurse sinken und mehr Anleihen kaufen, wenn die Aktienkurse steigen. Wenn Sie sich an diesen Plan halten, bekommen Sie eine höhere Rendite. Dies zu tun, erfordert aber Disziplin und Willenskraft.

Daher ist die Empfehlung, dass Sie alle 6 Monaten oder einmal pro Jahr eine Rebalancing machen. Ich bin noch in der Sparphase, in der ich immer wieder in neue Wertpapiere investieren. Bei jedem Einkauf treffe ich meine Entscheidung laut meiner Anlagestrategie („Value Investing und Ihre Anlagestrategie“).

Mein Portfolio kontrolliere ich in der Regel nur einmal pro Monat. Ich bleibe weg von Fernseher, Finanznachrichten oder Börsenzeitschriften. Diesen Finanzporno braucht eigentlich niemand. Die tägliche oder wöchtentliche Bewegung der Finanzmärkte interessieren mich nicht, weil ich ein langfristiger Anleger bin. Dies sind für mich kleine Wellen auf der Meeresoberfläche, während ich meine lange Reise zur finanziellen Freiheit weiterführe.

Die Richtung dieser Reise liegt in meinem Einflussbereich. Die Wellen und Winde während der Reise unterliegen nicht meiner Kontrolle. Ich kann sie nicht beinflussen, deshalb fokussiere ich meine Energie darauf, mehr zu sparen, besser anzulegen und meinen Plan einzuhalten.

Burton Malkiel sagt, dass man auch teilweise die Steuern auf seine Geldanlage beinflussen kann. Dies ist zwar eher der Fall in den USA (Tax-Loss Harvesting). In Deutschland ist es zwar auch möglich, ist aber komplizierter. Die Abgeltungsteuer von 25% kann man nicht einfach umgehen. Natürlich ist der Freistellungauftrag nicht zu vergessen („Freistellungsauftrag von der Kapitalertragsteuer“)! Ich habe ein paar Ideen, wie man geschickt nur seinen eigenen Steuersatz zahlen muss. Dafür dürfen Sie aber keine andere Einkommen haben. Mehr dazu in einem separaten Artikel.

Um zusammenzufassen wiederhole ich Burton Malkiel: „Es gibt keine Investment-Geheimnisse der Profis. Fokussieren Sie sich auf das, was sie beeinflussen können und denken Sie langfristig“. Und lesen Sie regelmäßig meinen Blog..

4 Kommentare:

  1. Der Ausgabeaufschlag bei Fonds (der übrigens meist 5 und nicht 4 Prozent beträgt) lässt sich schon seit vielen Jahren problemlos vermeiden. Wer diese Gebühr freiwillig zahlt, ist selbst schuld. Da wird gar nix "zunächst einmal fällig".

    Es gibt zahlreiche bekannte Vermittler (AAV, AVL usw), die den Zugang zu entsprechenden Depots bei ebase, comdirect etc. ermöglichen. Dort kann man dann auch komplett gebührenfrei handeln, also Fonds kaufen und verkaufen ohne dass es etwas kostet. Auch das Depot ist meist ab einem bestimmten Depotwert kostenlos.

    Wer Fondsgebühren als eines seiner "Lieblingsthemen" bezeichnet, sollte dies eigentlich wissen. Wird es dennoch nicht erwähnt, geht es offenbar um einseitige Stimmungsmache.

    Die Höhe der Managementgebühren kann man sicherlich kritisieren, wenn man sie für zu hoch hält - ebenso die Performance Fees bei vielen Fonds.

    Grüße
    Nico

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  2. Gerade in der bevorstehen Korrekturphase werden aktive Fonds und Mischfonds ihre Stärken ausspielen. Dann wird sich zeigen, wie gut das Konstrukt der kapitalgewichteten ETFs fuktioniert, die Bestandteile verkaufen müssen, wenn Anleger verkaufen.

    Für jeden Mist zahlt man in Deutschland Gebühren, um eine Dienstleistung zu erhalten. Nur bei guten (!) Fonds soll das falsch sein.

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  3. Schöner Artikel den man gut runter lesen kann. Es gibt halt das ein oder andere worauf man achten muss.Top.

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  4. Vielen Dank für den interessanten Artikel. Ich denke auch, dass es da nicht wirklich Geheimnisse gibt. Jeder hat eben so seine Taktik. Diese muss nur durchdacht sein und sieht bei jedem anders aus.

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