Montag, 28. Januar 2013

Ausreden um weiterhin kontinuierlich geringe Rendite zu erzielen


“People spend too much time finding other people to blame, too much energy finding excuses for not being what they are capable of being, and not enough energy putting themselves on the line, growing out of the past, and getting on with their lives.” - J. Michael Straczynski

Ich unterhalte mich oft mit unterschiedlichen Leuten über Finanzen. Ich frage sie immer, ob sie Geld sparen und was sie mit ihren Ersparnissen machen.

Ein Teil dieser Leute spart einen geringen Teil des Einkommens oder gar nichts. Diese Leute sind meiner Meinung nach in der schlimmsten Situation. Sie müssen sich langsam Gedanken machen, wie Sie überhaupt eine höhere Sparquote erreichen („Net Cashflow maximieren“).

Da Deutschland für seine Sparer bekannt ist, sparen die meisten Leute, mit denen ich mich über Finanzen unterhalte, einen großen Teil ihres Einkommens. Sie legen aber Ihre Ersparnisse in Tagesgeld- und Festgeldkonten an, in denen man keine hohe Renditen bekommen kann. Zusätzlich haben sie natürlich eine Riesterrente, Lebensversicherung oder ähnliche kostenintensive Altersvorsorgeprodukte. Sie planen dazu oft noch, eine Immobilie zu kaufen.

Nach meiner Erfahrung mit diesen kleinen „Umfragen“ kann ich die Leute in vier Kategorien unterteilen, was die Frage „Warum investierst du dein Geld nicht in Geldanlagen mit höherer Rendite?“ angeht:
  • Skeptiker
  • Unwissende
  • Beschäftigte
  • Ängstliche

Der Skeptiker
Die Skeptiker glauben nicht, dass man in den Finanzmärkten hohe Renditen bekommen kann. Sie sind öfters von pessimistischen Nachrichten in den Medien oder linken politischen Ideologien beeinflusst. Sie haben ihr Vertrauen an die Banken verloren, weil einige Bankmanager vor kurzem ein paar Skandale verursacht haben. Wegen eines Bärjahres aufgrund einer Finanzkrise (verursacht von hoch verschuldeten Staaten, nicht von Unternehmen) denken sie,dass Aktien eine schlechte Art von Geldanlage sind.

Wie ich in dem Artikel „Historisches Performance von DAX und Dow Jones“ vorgestellt habe, bringen Aktien langfristig gesehen die beste Rendite. Und ich denke, dass man seine politischen Ideologien unabhängig von seinen persönlichen Finanzen halten sollte. Es geht schließlich um Ihre Altersvorsorge. Zusätzlich muss man vielleicht nicht alles glauben, was in der Zeitung steht. Die Medien müssen alles übertrieben darstellen, um das Interesse der Leser zu bekommen. Nicht alle Banken sind böse und nicht alle Unternehmen sind sozial unverantwortlich.

Der Unwissende

Die Unwissenden sind diejenigen, die im Leben bis jetzt keine finanzielle Bildung bekommen haben („Finanzielle Bildung“). Sie machen eigentlich im Prinzip das Richtige: Man soll sein Geld nicht in etwas anlegen, was man nicht versteht. Deswegen lassen Sie Ihr Geld auf den Giro- und Tagesgeldkonten. Sie haben oft ein zusätzliches Altersvorsorgeprodukt (Riester, Rürup oder Lebensversicherung), von dem sie auch nicht viel verstehen.

Ich finde es bei diesen Leute positiv, dass viele davon zumindest wissen, dass höhere Renditen möglich sind. Nun fehlt das Wissen, was man genau tun muss und wie. Ohne finanzielles Wissen ist es reine Glücksache, hohe Gewinne aus Finanzmärkten zu erzielen. Die gute Nachricht ist, dass die Wissensquellen da sind und auf sie warten. Sie müssen einfach die Initiative ergreifen und ihre Zeit in das Basiswissen investieren.

Der Beschäftigte

Die Beschäftigten haben immer dieselbe Ausrede: „Ich habe keine Zeit für meine Finanzen“. Diese Leute sind hauptsächlich immer mit ihrer Arbeit beschäftigt. Nach der Arbeit sind sie sehr beschäftigt mit ihren Freizeitterminen. Sie ruhen sich wenig aus und sind oft müde und gestresst. Sie arbeiten sehr viel für Geld. Sie lassen aber ihr Vermögen nicht wachsen, weil sie keine Zeit dafür haben. Es gibt eine Zitat: „Manche Leute sind so beschäftigt mit Arbeit, dass sie keine Zeit haben Geld zu verdienen“.   

Weil diese Leute wenig Zeit für sich haben, versuchen Sie diese wenige Zeit wegzufeiern und dabei viel Geld auszugeben um den Frust der Arbeit loszuwerden. Das Interessante ist, dass viele davon überzeugt sind, dass hohe Renditen möglich sind. Sie wissen sogar, wie es geht. Sie haben nur keine Zeit dafür. Das Problem hier ist die Prioritätensetzung. Es ist ein Dilemma, viel  zu arbeiten um Karriere zu machen und dabei für das Endziel, nämlich mehr Geld zu verdienen, keine Zeit zu haben, indem man das Geld für sich arbeiten lässt.

Der Ängstliche

Die Ängstlichen sind generell sehr gut beim Geld sparen. Sie sind aber sehr schlecht beim Geld anlegen. Ihr hart verdientes Geld hat einen sehr hohen Wert für sie und sie wollen nichts davon verlieren. Sie vermeiden jede Art von Risiko und legen ihr Geld nur in sicheren Geldanlagen an („Populäre und sichere Geldanlagen“). Ihre Begründung ist, dass einige Bekannte von ihnen schlechte Erfahrungen mit manchen Geldanlagen gemacht haben. Unterstützt wird ihre Ansicht von der Lehmannpleite 2008 und den Bärjahren wegen der Schuldenkrise der Eurostaaten. Ihr Plan ist, so schnell wie möglich eine Immobilie zu kaufen, am besten mit hoher Anzahlung (dafür haben sie ja gespart) und sehr hoher Tilgung (das Haus muss schnell abbezahlt werden).

Was ich hier traurig finde, ist, dass die Ängstlichen nicht wissen, dass ihr Geld tatsächlich seinen Wert verliert, wenn sie die Inflation einbeziehen („Inflation und die Effekte auf Rendite“). Eine Immobilie als einzige Geldanlage zu haben, ist auch ein hohes Risiko. Man darf nicht davon ausgehen, dass die Immobilienpreise weiter steigen werden.

Fragen an Leser

  • Stecken Sie auch Ihr Geld nur in sichere Geldanlagen?
  • Sind Sie glücklich mit Ihrer Rendite?
  • Was ist Ihre Ausrede, kontinuierlich geringe Rendite zu erzielen?
  • Gehören Sie eine der oben genannten Kategorien?

9 Kommentare:

  1. Ist klar das man mit Aktien höhere Renditen machen kann, aber man kann genauso gut auch mehr verlieren. Auf dem Tagesgeld macht man zwar nicht viel Rendite. Aber man verliert optisch kein Geld. Und wenn man zB Japan sieht dann hat man vor 30Jahren zum Hochpunkt gekauft und wenn man jetzt in Rente geht hat man Pech. Woher weiß ich, dass hier nicht das gleiche passiert?

    Ich weiß auch das man gehebelt noch mehr Geld machen kann, aber ich kenne keinen persönlich oder aus der Forbes Liste der mit sowas ein Vermögen gemacht hat. 99,99 verlieren nur und da bringt auch die finanzielle Bildung über die Produkte nix.

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  2. Somit haben wir also schon mal einen Skeptiker an Bord.

    Leider verwechseln viele bei der Geldanlage in Aktien die Begriffe "Investieren" (langfristiges anlegen) und "Traden" (schnell rein und wieder raus -> "Hin und Her macht Taschen leer.").

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    1. Hab dir doch ein Beispiel vom langfristig investiren gebracht mit dem Nikkei. Aber man kann sich auch das immer rausziehen was man will.

      Anstatt Aktien zu kaufen bin ich lieber derjende der die Aktien auf den Markt bringt(IPO). So wird man reich.

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    2. Ja, den Nikkei hast Du erwähnt. Denkst Du denn, dass eine Einmalanlage in einem einzige Land der Erde etwas mit Investition zu tun hat?

      Investieren heißt doch wohl eher 1.regelmäßig und 2.breit gestreut sein Geld anzulegen. ("Rausziehen was man will" würde ich eher Dein Negativbeispiel nennen - hättest Du Deine Aussage auf den globalen Markt (http://de.wikipedia.org/wiki/MSCI_World) bezogen, hättest Du meines Erachtens nach einen Grund gehabt, Dich zu beklagen.)

      Aber es ist natürlich jedem selbst überlassen, wie er Vermögen aufbauen will. Den Königsweg gibt es nur im Rückblick und wenn Dir vorschwebt, selbst Aktien auf den den Markt zu bringen, dann hast Du doch einen für Dich passenden Weg gefunden.

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  3. Vielen Dank für den Artikel.
    In meinem Freundeskreis gehören auch einige Personen zu einer dieser Kategorie, vorallem zur Kategorie Skeptiker...

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  4. moin, goldeneradler,

    super artikel - merci vielmals...meine beruflichen und privaten beobachtungen ergeben parallelen zu den Deinen. dazu jede menge ignoranz. es hat natürlich auch "mischtypen" =) und hinter skepsis verbirgt sich ganz oft auch angst oder schlechte erfahrung....

    ich stelle immer wieder fest, dass, wenn es um geldausgeben geht, die skepsis a) weg und b) ein umfangreiches wissen festzustellen ist. ob es neue restaurants, filme, reisen sind oder man um einen cent billiger zu tanken umwege in kauf nimmt.
    "finanzen? darum kümmere ich mich später!"

    grade HEUTE, wo's die spatzen von den dächern pfeifen...und man einen nie dagewesenen ZUGANG an info hat/hätte, pfeifen viele auf das leicht verfügbare wissen.
    so geht sie dahin, die kaufkraft =) weginflationiert, von steuern und gebühren aufgefressen....

    andererseits, als hätte mancher zu viel zeit und sonst keine hobbies, ist die jagd nach dem superzins en vogue: tagesgeldkontenhopping boomt - dass der zinssatz rasant nach unten ging, nehmen bankkunden trotzdem hin, mangels alternativen.

    wer sich nicht um sein geld kümmert, hat keins..

    alles gute Dir und ein glückliches händchen

    micha



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  5. Ich denke die Mischung macht es, ich habe sowohl sichere Anlagen wie Festgeld, aber auch riskantere Anlagen wie Anleihen und Dividendenaktien. Eine gesunde Mischung ist für jeden zu empfehlen, nur die genaue Aufteilung sollte je nach Alter und Lebenslage variiert werden.

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  6. Die Sozialphilosophie lehrt uns, dass in der menschlichen Gesellschaft seit jeher zwei Prinzipien sich unversöhnlich und unvereinbar gegenüberstehen: das Individual-Prinzip und das Sozial-Prinzip. Einerseits verlangt der Mensch, um sich ungehindert entfalten und in seiner Eigentümlichkeit frei entwickeln zu können, nach weitestgehender individueller Freiheit. Andererseits bedarf er aber - gerade dieser ungestörten Entwicklung wegen - der Eintracht und des Friedens mit seinen Mitmenschen, eines Friedens, den nur die organisierte Gemeinschaft zu geben vermag. Was aber, wenn diese heute vom Staat verkörperte Gemeinschaft aus Gründen, die in geheimnisvolles Dunkel gehüllt scheinen, in steigendem Maße dazu getrieben wird, unter dem Vorwand des Sozialprinzips die individuelle Freiheit so zu beschneiden, dass von ihr zuletzt beinahe nichts mehr übrig bleibt? Gleicht ein solcher Staat nicht jenem Manne, der mit der Begründung, er müsse sich seinen Söhnen erhalten, einen nach dem andern von ihnen aufaß? Erweckt es nicht den Eindruck, die Menschen seien des Staates wegen da, anstatt umgekehrt?

    Halbwegs glücklich?

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  7. Ich kenne einen "Beschäftigten". Er möchte jetzt zwar in Aktien einsteigen, meint aber, er habe keine Zeit, entsprechende Literatur oder Blogs durchzulesen. Er sagte, er mache Sport. Ich mache auch Sport und ich finde die Zeit. Ich finde sogar noch die Zeit, andere Literatur zu lesen und mich beruflich weiterzubilden. Ich glaube ja eher, dass er zu viel ins Kino geht und ständig grillt. Er ist auch zugleich ein "Skeptiker". Seit drei Jahren rede ich mit ihm über Geldanlagen und er war für Aktien nicht zu begeistern, obwohl die Aktien so günstig waren. Er fing ausgerechnet in diesem Frühjahr mit Aktien an, als der DAX auf ein Allzeithoch zulief. Er ist ein klassischer Fall von Kleinanleger, der sich bei hohen Kursen in den Aktienmarkt wagt und bei Niedrigstkursen entnervt aufgibt. Ich mache mir Sorgen.

    Ich kenne auch "Ängstliche", die vor ein paar Jahren viel Geld am Aktienmarkt verloren haben. Auf die Idee, den Fehler bei sich zu suchen, sind sie nicht gekommen, denn hätte man die Ratschläge in der Fachliteratur befolgt (Diversifikation, Jahresabschlüsse durchlesen usw.) und Aktien ausgewählt, dann hätte man mit gescheiten Aktien, 2007 gekauft (also kurz vorm Crash) die Krise aussitzen und zum Nachkaufen nutzen können.

    Und dann gibt es noch "Unwissende" in meiner Umgebung. Einer ist ganz furchtbar schlau und sagt: "Ich werde nie Aktien besitzen." - Er weiß gar nicht, was ihm entgeht, wenn aus Prinzip darauf verzichtet, Teile an Produktionsmitteln zu erwerben. Der Wohlstand wird nunmal in Unternehmen erwirtschaftet und nicht in einem Riestervertragsverhältnis. Viele Menschen denken bei Börse an Glücksspiel: Was dem einen der Verlust, ist dem anderen der Gewinn. Dass die Unternehmen etwas erwirtschaften und Dividenden auskehren, geht in der Debatte immer wieder unter.

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